Donnerstag, 7. Juni 2007

Erstkontakter der Selbsthilfegruppe / Pressemitteilung

Heisser Draht für intergeschlechtliche Menschen

Oft sind es nicht Freunde oder Verwandte, mit denen Lucie spät abends noch am Telefon, in einem Live-Chat oder im E-Mailkontakt ist. Immer öfter suchen junge und ältere intergeschlechtliche Menschen, auch verzweifelte Eltern noch Rat. Es geht ums Thema Intersexualtiät, einem intergeschlechtlichem Leben, alsoum Menschen, die mit Merkmalen beider Geschlechter geboren wurden. Viele wurden und werden in ihrer frühsten Jugend operativ dem männlichen oder weiblichen Geschlecht angepasst. Leider oft mit lebenslangen Divergenzen an Leib und Seele. Heute sind dank Aufklärungsarbeit vor allem Eltern umsichtiger geworden. Sie folgen nicht mehr unbedingt den Ratschlägen der Aerzte, die zu einer frühen Operation raten. Sie wenden sich dann an die Erstkontakter der xy-frauen-Selbsthilfegruppe, deren Mitglieder alle "zwischen den Geschlechtern" geboren wurden. Fragen kommen auf wie “Sollen wir unser Kind einer Operation unterziehen lassen?” bis zu “welchen Sinn hat mein Zwitterleben?”, oder “Ich weiss nicht mehr weiter”.
Allein in Deutschland gibt es ueber 80.000 intersexuelle Menschen. Viele von ihnen wurden frühzeitig in eines der beiden bipolaren Geschlechtern operiert und viele dieser intergeschlechtlichen Menschen haben mit der aufokturierten Lebensform die groeßeren Probleme, als mit dem intersexuellen Dasein. Vielen wurden manipulative Operationen von Aerzten wie Eltern verschwiegen. Versteckten sich dann ebenso oft vor der Gesellschaft, weil sie nicht wußten, was mit ihnen war. Dank Internet finden sich heute immer mehr intergeschlechtliche Menschen, beginnen sich zu gruppieren und sich für ihre Rechte stark zu machen.
Die Kontaktgruppe für xy-frauen ist eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die sich mit der intergeschlechtlichen
Problematik auseinandersetzen und nicht ohne weiteres in die gängigen Mann/Frau-Schemata hineinzupassen.
Ihnen gemeinsam ist meist ein männlicher XY-Chromosomensatz bei einem weitgehend weiblichen äußeren Erscheinungsbild.
Damit ist die Gruppe wie eine Familie im großen Clan der Menschen zwischen den Geschlechtern, den Intersexuellen,
von denen es viele, viele verschiedene gibt, die vielfach öffentlich unbekannt sind und zum Teil auch voneinander gar nicht wissen.
Diese intergeschlechtlichen Menschen haben sich zusammengeschlossen, um die Isolation aufzubrechen, zu
der die Gesellschaft viele intersexuelle Menschen verdammt - sei es aus Unkenntnis und Unsicherheit,
falscher Scham und Scheu, sei es aus Borniertheit und biologischem Dünkel. In der Gruppe xy-frauen werden
Erfahrungen ausgetauscht und man setzt sich gemeinsam dafür ein, andere aufzuklären, Informationen und Gespräche anzubieten und den öffentlichen Dialog über diese biologische Spezialität anzuregen, zu steuern
und idealer weise den empfindlichen Umgang mit diesem Thema zu entkrampfen. Der Verein „ Intersexuelle
Menschen e.V.“ mit Sitz in Hamburg unterstützt diese Arbeit.
Fuer mehr Informationen: http://www.xy-frauen.de

(Ein Dank an Mohnblume, die den Text verfaßt hat!)

Donnerstag, 3. Mai 2007

Vaginismus

Heute möchte ich über ein sehr heikles Thema schreiben. Es geht um Vaginismus, aber was ist das überhaupt.

Unter Vaginismus versteht man eine Verkrampfung/Verengung der Vagina. Diese Verkrampfung kann psychisch bedingt sein, Folge von medizinischen Eingriffen und Behandlungen sein oder kann nach Geburten und starken Belastungen der Beckenbodenmuskulatur auftreten. Es gibt aber auch viele betroffene Frauen, die eine zu kurze/zu enge Vagina haben, für die dadurch ein schmerzfreier Geschlechtsverkehr unmöglich ist.

Oftmals rät der Arzt dann zu einer Vaginalplastik, bei der die Vagina operativ gedehnt und bzw. verlängert wird. Diese sog. Neovagina wird mit unterschiedlichsten Operationsmethoden hergestellt. Doch gerade eine Operation in einem so intimen Bereich, fällt oft nicht leicht und wird verdrängt und führt somit unweigerlich zu Problemen.

Eine Lösung bei angelegter zu kurzer/zu enger Vagina könnte das selbständige bougieren, also dehnen der Vagina sein. Mithilfe von Dilatoren, Hegarstäben oder aber auch Vibratoren kann gegen den Vaginismus etwas unternommen werden. Unterstützend zu dieser Selbsttherapie ist eine spezielle östrogenhaltige Creme oder Östrogenzäpfchen, die das Vaginalgewebe geschmeidig und dehnbarer machen sowie ein Gleitgel, zu empfehlen. Sprecht einfach mal mit dem Arzt eures Vertrauens darüber, er ist euch bestimmt gerne behilflich.

Dienstag, 21. November 2006

Herausgabe von Behandlungsunterlagen

Jeder hat das Recht auf seine Behandlungsunterlagen; bereits in diesem Beitrag habe ich die gesetzlichen Vorschriften genannt. Nun möchte ich einen kleinen Überblick über die bisherigen Stationen meiner Recherche liefern:

Nachdem ich Anfang des Jahres um Übersendung meiner Unterlagen von der Universität gebeten habe, bekam ich ein Schreiben, in dem es hieß, es seien keine weiteren Unterlagen mehr vorhanden. Lediglich die bereits übersandten Unterlagen würden zur Verfügung stehen.

Da diese Unterlagen aber ausschließlich aus Forderseiten bestanden, bat ich darum, wenigstens auch die Rückseiten in Kopie ausgehändigt zu bekommen und noch mals nach weiteren Unterlagen zu forschen.

Daraufhin bekam ich wieder ein Schreiben, in dem es hieß es seien wirklich keinerlei Unterlagen mehr vorhanden und auch die Rückseiten wären im Archiv nicht abgelegt. Da ich aber aus eigener beruflicher Praxis weis, wie ein Archiv geführt wird, habe ich seinerzeit das Schreiben mit den genannten Vorschriften verfasst und kurz die Vorgehensweise in einem Archiv hinterleuchtet - bestimmt aber freundlich.

Mit dem nächsten Schreiben der Universität habe ich dann die Rückseiten erhalten und ein Eingeständnis bekommen, nach weiteren Unterlagen forschen zu lassen. Dafür müsste ich lediglich meine Behandlungszeiträume und entsprechenden Stationen übermitteln.

Als ich die benötigten Daten zusammen hatte, habe ich erneut ein Schreiben an die Universität gesendet und es ist erst mal längere Zeit nichts passiert. Auf diverse Mail-Nachfragen erreichte mich nun ein Päckchen mit weiteren Unterlagen/Röntgenbildern und einer Pressenachricht über ein Feuer im Archiv der Universität.

Wenn ich da an die ersten Schreiben mit angeblich vernichteten Unterlagen denke, habe ich doch noch so einige – angeblich vernichtete - Unterlagen bekommen und werde auch in Zukunft an der Sache dranbleiben. Schließlich habe ich immer noch die Zusage, dass nach weiteren Unterlagen gesucht wird.

Ich denke einwenig freundlicher Nachdruck um an seine Behandlungsunterlagen zu kommen gehört dazu.

Ich wünsche viel Erfolg.

Mittwoch, 12. Juli 2006

Identitätskrisen

Durch den äußerst interessanten Beitrag von Grobi inspiriert, berichte auch ich nun noch etwas über meine Jahre als intersexuelle Jugendliche.

Schon mein ganzes Leben lang ahnte ich, dass ich irgendwie nicht ganz so war wie die anderen Kinder. Etwas passte einfach nicht. Als ich dann eines Tages diesen Brief in der Hand hielt in dem stand, dass ich nie Kinder haben könne und meine Hoden entfernt worden waren wurde mir bewusst was ich war: Ein Zwitter. Doch wirklich realisieren konnte ich das mit 14 Jahren noch nicht.
Schlimmer als das Z- Wort war für mich das H-Wort. Die Tatsache, dass sich bei meiner Geburt in meinen Leisten Hoden befanden war niederschmetternder als die Tatsache, dass ich ein Zwitter bin. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich mir gar nicht sicher war ob ich ein Zwitter war. Ständig stelle ich mir diese Frage, doch niemand konnte sie mir beantworten, hatte ich mich doch schon längst von der Realität und der Umwelt verabschiedet.

Mich interessierten die Anderen nicht. Wenn die Mädchen über ihre Mensturation sprachen, zuckte ich mit der Schulter und suchte das Weite. Wenn mich jemand nach einem Tampon (schreibt man das überhaupt so?) frage, sagte ich , dass ich so was nicht führe. Ich log nicht, denn lügen wurde mir leider nicht in die Wiege gelegt. Bei jedem Versuch zu lügen scheiterte ich kläglich, denn schon auf 100 Meter Entfernung war ersichtlich, dass ich versuchte irgendwelche Märchen zu erfinden. Deshalb ließ ich es und zuckte entweder mit den Schultern oder suchte das Weite.
Die anderen wunderten sich natürlich und so rankten sich auch schon bald irgendwelche Mythen und Märchen um mich. Im Nachhinein muss ich sagen, dass mir diese Mythenbildung nicht ungelegen kam. So erhielt ich wenigstens die Aufmerksamkeit nach der ich so verbittert schrie.

Ich versuchte zu Verdrängen und die ganze Geschichte tief in mir zu begraben, doch es brodelte. Ich suchte ein Ventil und fand es im Alkohol. Besäufnisse bis zum Anschlag und dann brach alles heraus. Ich schrie, weinte, schlug um micht und versuchte mich halbherzig Umzubringen. Freunden, denen ich von meiner Besonderheit erzählt hatte, konnten das Ausmaß der ganzen Geschichte nicht erfassen. Für sie war es das schlimmste, dass ich keine Kinder bekommen kann und keine Menstruation habe. Typisch Frau eben.

Ich selbst wusste nicht was mit mir los war. Heute weiß ich, dass es das Z-Wort und vor allem das H-Wort und nicht zu vergessen das K-Wort waren, die mir ganz schön zu schaffen machten. Ich wusste doch nicht einmal was ich war und was ich sein wollte. Ich wusste gar nichts, nur dass ich eben nicht normal war, ein Monster war, dass die Nazis sicher vergast und verbrannt hätten. Unewertes Leben eben.

Hoden! Was für ein Begriff für eine Pupertierende, die sich nichts sehnlicher wünschte als so zu sein wie die anderen Mädchen in ihrem Alter.

Hoden! Wenn ich sie heute noch hätte, würde es mir wahrscheinlich um einiges besser gehen, aber das war jetzt im Konjunktiv und wenn-dann-würde Konsturktionen sind überfüssig.

Montag, 5. Juni 2006

Das dritte Geschlecht

Scheinbar das Idealbild eines Lebenskonzeptes jedes intersexuellen Menschen: Wer sich nicht bei Frau oder bei Mann findet, dann eben dort: beim dritten Geschlecht.

Lange Zeit war ich selber der Überzeugung, dass diese dritte Kategorie die Lösung für die gesellschaftliche Akzeptanz von uns Intersexuellen wäre, doch mittlerweile konnte ich neue Einsichten in diese Thematik gewinnen, die mir zeigten, dass diese neue Kategoresierung von 'Geschlecht' über kurz oder lang definitiv keine befriedigende Lösung sein würde, denn als intersexueller Mensch ist man nicht an ein Geschlecht gebunden.

Seit einigen Jahren kämpfen intersexuelle Menschen gegen dieses System der Kategoresierung und Geschlechtszuweisung von neugeborenen intersexuellen Kinder an und propagieren häufig für das dritte Geschlecht. Eine meiner Meinung nach sehr gewagte Forderung. Immerhin wäre das Resultat eine weitere Schublade, die eine Kategorisierung voraussetzen würde.
Eine mögliche Alternative, die auch von mir angestrebt und bevorzugt wird, ist die Abschaffung des Geschlechtseintrages in amtlichen Dokumenten. So erhält jeder Mensch die Chance in jener sozialen Rolle zu Leben, in der er sich am wohlsten fühlt. Es würde kein Zwangsoutin geben und 'Geschlecht' kann nicht mehr auferlegt werden. Rein theoretisch wäre das das Ende der vorgeschriebenen Geschlechtlichkeit und der Beginn wahrer Freiheit für Menschen, die zwischen die Geschlechter geboren wurden. Denn eines steht fest: Um die Geschlechtlichkeit des Menschen erfassen zu können braucht es definitiv mehr als nur 3 Kategorien. Nur schon die Variation von Mann und Frau bringt ein Resultat von vier Geschlechtern. Nimmt Intersexualität, als weiteren Faktor hinzu, so erhört sich die Zahl der Geschlechtsvariationen um ein vielfaches. Wie könnte die Kategorie eines dritten Geschlechtes jemals eine befriedigende Nische sein? Was ist mit jenen Intersexuellen, die sich als Frau fühlen? Niemand hat das Recht in die Geschlechtlichkeit eines anderen Menschen einzugreifen. Sei es die körperliche oder die soziale.

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